„Dem Ziel ein Stück näher” – Bezirksfrauenkonferenz in Berlin
Vom 17. Bis 19. September fand in Berlin die 4. Bezirksfrauenkonferenz unter dem Motto „Dem Ziel ein Stück näher“ statt. Über 40 Delegierte und Gäste nahmen an der Veranstaltung teil.
Zur Versammlungsleitung wurden einstimmig Martina Braum, Maike Paulsen (beide DG Akademie) und Antje Backhoff (DG Hannover) gewählt. Die Kolleginnen Cindy Kremer (DG Küste) und Melanie Becklas (DG NRW) übernahmen die Aufgaben der Mandatsprüfungs- und Zählkommission.
Jörg Radek, stellvertretender Bundes- und Bezirksvorsitzender der GdP, begann sein Grußwort mit einem ausdrücklichen Dank an Felizitas Miklis und für ihre geleistete Arbeit. Radek überreichte ihr als Dankeschön ein Gartengeräte-Set, damit sie auch weiterhin zeigen könne “was eine Harke ist”. Er machte deutlich wie gering das politische Interesse in den letzten Jahren an der Bundespolizei war. Trotz aller drängender politischer Fragestellungen. Daher sei es so wichtig, dass sich die GdP einsetzt und die Anliegen der Menschen in den Dienststellen voran bringt. Mit dem Attraktivitätsprogramm III „Attraktivität für alle“ ist es uns gelungen, diese Anliegen zu formulieren.
Jürgen Stark, der seit acht Jahren im geschäftsführenden Bezirksvorstand für die Frauenarbeit zuständig ist, schilderte, welche Probleme Frauen hatten, sich nicht nur in der Bundespolizei, sondern auch in den gewerkschaftlichen Strukturen durchzusetzen. Er appellierte leidenschaftlich dafür, dass sich die Männer in den Vorständen der GdP und den Personalräten selbst stärker für eine Förderung von Frauen engagieren. Das Thema Familie und Beruf würde in der Bundespolizei gerne unter den Tisch fallen gelassen. Deshalb sei es so wichtig, dauerhaft und immer wieder auf Verbesserungen zu drängen.
Martin Schilff, Mitglied im Bezirksvorstand, machte deutlich, dass die Frauengruppe, wie auch die Junge Gruppe der GdP enorm wichtig seien, um sicherzustellen, dass ihre Interessen berücksichtigt würden. Er nutzte sein Grußwort auch um sich bei den Vorstandsmitgliedern Felizitas Miklis, Gundula Jettke und Waltraud Mandt, die sich nicht erneut zur Wahl stellten, für ihre Arbeit zu bedanken.
Dagmar Hölzl, Vorsitzende der Frauengruppe Bund, schilderte die Positionen der Bundes- und der DGB-Frauen. Deren Motto “Die Zukunft gehört den Frauen” sei eine These, die sich vielfach in der gesellschaftlichen Debatte wiederfände. Demnach könnten sich Frauen besser an die Anforderungen der modernen Arbeitswelt anpassen, seien vielfach ehrgeiziger und flexibler. Allein ein Gewinn daraus ließe bei vielen Frauen auf sich warten.
Aus der Bundesfrauenarbeit berichtete sie, dass man sich im Vorstand stark auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fokussiere. Die Bundespolizei habe hier vielfach gegenüber anderen Polizeien Vorbildfunktion, z.B. bei den Themen Eltern-Kind-Büros oder Telearbeitsplätze.
Lars Wendland, Mitglied der GdP Bundespolizei und Bundestagskandidat (SPD), animierte die Delegierten dazu, sich zu engagieren in der Gewerkschaft. Auch sein Weg führte über die Arbeit in einer GdP-Personengruppe – der Jungen Gruppe. Auch er vertrat die Auffassung, dass gerade Frauen in einem nach wie vor männlich dominierten Beruf eine starke gemeinschaftliche Vertretung bräuchten.
Die scheidende Vorsitzende Felizitas Miklis zog in ihrem Grußwort Resümee über die vergangenen Jahre in der Frauenarbeit. Sie machte außerdem auf das Problem Burnout und psychische Belastungen am Arbeitsplatz aufmerksam, die vor allem bei Beschäftigten in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen, in Teilzeit und mit Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auftreten.
Mit Dr. Karin Jochmann-Döll hatte die Frauengruppe eine der beiden Autorinnen der Studie “Nach Leistung, Eignung und Befähigung? Beurteilung von Frauen und Männern im Polizeivollzugsdienst” eingeladen. Die Studie wurde von der Hans-Böckler-Stiftung finanziert und untersucht Beurteilungs- und Beförderungsstrukturen in den deutschen Polizeien. Die Studie belegt erstmals wissenschaftlich fundiert, Umstände, die vielen Frauen und Männern der Bundespolizei bekannt vorkommen dürften. Teilzeitbeschäftigte, Männern wie Frauen, werden demnach gegenüber Vollzeitbeschäftigten eindeutig schlechter bewertet. Bei der “Streuung” der Noten (also der Frage, welche Note wie oft vergeben wurde) ließ sich außerdem eine Benachteiligung von Frauen gegenüber ihren männlichen Kollegen nachweisen. Frauen stehen bei der Verteilung der Bestnoten, die für die Beförderung entscheidend sind, meist hintan. Auch die Benachteiligung von Teil- gegenüber Vollzeitbeschäftigten, wurde bei der Notenstreuung erneut deutlich. Bei der Analyse der Beurteilungsrichtlinien in der Bundespolizei wurden u. A. eine zu hohe Anzahl an Punktstufen, sowie die Richtwerte für die Verteilung von Noten als Faktoren für Ungerechtigkeitspotential ausgemacht. Die vollständige Studie an auf den Seiten der Hans-Böckler-Stiftung herunter geladen oder gedruckt bestellt werden.
Anschließend stellte Felizitas Miklis den Geschäftsbericht des geschäftsführenden Bezirksfrauenvorstandes vor. Der amtierende Vorstand wurde daraufhin einstimmig entlastet.
Jürgen Stark, Jörg Radek und Dagmar Hölzl bedankten sich im Anschluss herzlich bei den Mitgliedern des Vorstands, die nicht erneut zur Wiederwahl antraten: Felizitas Miklis, Gundula Jettke und Waltraud Mandt. Alle Laudatoren machten deutlich, wie sich diese Kolleginnen um die GdP und ihre Kolleginnen in der Bundespolizei verdient gemacht haben, trotz aller Widrigkeiten. Auch die Frauengruppe selbst verabschiedete die Kolleginnen sehr herzlich mit persönlichen Geschenken.
Anschließend wurde von den Delegierten der neue geschäftsführende Bezirksfrauenvorstand gewählt, der nun für die nächsten vier Jahre die Geschäfte übernimmt:
- Erika Krause-Schöne (Vorsitzende), DG Küste
- Carmen Kastner (Stellv. Vorsitzende), DG Hannover
- Sandra Neudert (Stellv. Vorsitzende), DG Koblenz
- Karin Dullnig (Stellv. Vorsitzende), DG Hannover
- Andrea Hornung (Schriftführerin), DG Pirna
- Gabriele Richter (Stellv. Schriftführerin), DG Pirna
- Martina Braum (Weiteres Mitglied), DG Akademie
Am zweiten Tag der Konferenz wählten die Delegierten die Kandidatinnen für die Delegierten zur Bundesfrauenkonferenz.
Im Anschluss stellte der Bezirksvorsitzende Josef Scheuring in seinem Grußwort noch einmal seinen besonderen Dank für Felizitas Miklis in den Vordergrund. Er schilderte auch seine Freude darüber, dass Erika Krause-Schöne sich bereit erklärt habe, das Amt der Vorsitzenden zu übernehmen. Unsere Zielrichtung einer bürgernahen Polizei könne nur mit der Beteiligung starker Frauen an der Spitze der gewerkschaftlichen Arbeit in Bundespolizei, Zoll und im Bundesamt für Güterverkehr fortgeführt und durchgesetzt werden. Er machte deutlich, dass die Weiterentwicklungen, die in der Bundespolizei erreicht wurden, ausschließlich auf Drängen der GdP und dank ihrer Konzepte erreicht werden konnten. Dies zeige, dass es sich lohne, idealistisch zu sein, Visionen zu haben und sich zusammen mit einer starken Gemeinschaft einzubringen.
Die Antragsberatungskommission (Erika Krause-Schöne und Sandra Neudert) stellte den Delegierten den Leitantrag und die insgesamt 14 Anträge sowie die Empfehlungen der Kommission vor. Alle Anträge wurden von den Delegierten angenommen. Dabei stand vor allem die Personalentwicklung in Bundespolizei, Zoll und dem BAG im Vordergrund, die sich an den Lebensphasen der Menschen und ihren Bedürfnissen auch jenseits des Berufes (Familie, Kindererziehung, Pflege) orientieren müsse. Darüber hinaus wurden Anträge zu Rente, Pflegezeiten, Recht auf Kinderbetreuung, Wohnungsfürsorge und Verbesserungen im Tarifbereich beraten und beschlossen.
Während des weiteren Verlaufs der Konferenz beschäftigte man sich in vier Arbeitsgruppen mit der konkreten Ausgestaltung dieser Forderungen. Rund um die Themenfelder „Aktionsplan zur Gleichstellung“, „Beurteilungsgerechtigkeit“, „Mehr Menschlichkeit“ und „Verbesserung der Einsatzbedingungen“ berieten die Frauen über Verbesserungsbedarfe und beschlossen konkrete Maßnahmenforderungen.
Damit startet der neue geschäftsführende Bezirksfrauenvorstand nun mit großen Aufgaben in die neue Amtszeit.