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Fritz Schulte (26.12.1891 - 15.12.1955)

Fritz Schulte war der erste Vorsitzende und Mitbegründer der Gewerkschaft der Polizei. Schon vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten war er im Vorstand des Schrader-Verbandes gewerkschaftlich organisiert und steht damit beispielhaft für die personelle Kontinuität der GdP mit ihrer Vorgängerorganisation.



Fritz Schulte wurde am 26. Dezember 1891 in Bergerhof im Kreis Waldbröl geboren. Sein Vater, Hermann Schulte, arbeitet als Bergmann. Nachdem er 1905 die evangelische Volksschule des Dorfes besucht hatte, entschied er sich für eine Lehre als Schlosser in Gummersbach bei der Firma „L. U. C. Steinmüller“. Bis zu seiner Einberufung zum Militär im Oktober 1913 arbeitete er als Geselle in verschiedenen Städten im Rheinland und in Westfalen.

Seine Militärdienstzeit leistete Schulte beim Garde-Pionier Bataillon in Berlin ab. Als der erste Weltkrieg im Sommer 1914 ausbrach, wurde er direkt abkommandiert und diente als Pionier sowohl an der West- als auch an der Ostfront. Nach Ende des Krieges 1918 nahm er seine Tätigkeit als Schlosser wieder auf, bis er im Juli 1919 schließlich in den kommunalen Polizeidienst der Stadt Barmen eintrat. Im September des selben Jahres heiratete Fritz Schulte in Wiehl Frieda Simon, mit der er im Januar 1920 einen gemeinsamen Sohn, Kurt Willi, bekam. Einen 2-monatigen Lehrgang an der Rheinischen Polizeischule in Düsseldorf schloss er 1920 mit dem Prädikat „gut“ ab.

Ab dem 1. Oktober 1922 übernahm man ihn als Oberwachtmeister in den staatlichen Polizeidienst der Stadt Wuppertal. 1926 erfolgte die erste Beförderung zum Polizei-Hauptwachtmeister. Nach einem weiteren Lehrgang an der Polizeischule in Bonn und dreijährigem Besuch der Oberstufe der Polizei-Berufsschule erfolgte 1927 eine weitere Beförderung zum Polizeimeister. Nebenbei begann er sich gewerkschaftlich zu engagieren. Er fungierte als Vertrauensmann und Vorstandsmitglied der örtlichen Kreisgruppe des Schrader-Verbandes und stieg weiter zum leitenden Funktionär auf. 1932 wird er nicht nur als Beisitzender des Vorstands sondern auch als Vorsitzender des Gaus West genannt, der die Provinzen Rheinland, Westfalen und Hessen-Nassau umfasste.


/ Deutsche Polizei, Juni 1955

Nach der Machtergreifung der Nazis wurde Schulte 1933, zusammen mit vielen anderen Gewerkschaftsvertretern, in Schutzhaft genommen. Vom 4. bis zum 19. Oktober hielt man ihn im Konzentrationslager Kemna in Wuppertal fest. Danach verlegt man ihn in das KZ Neusustrum, eines der sogenannten Emslandlager, wo er bis zum 15. Januar 1934 in Haft blieb. Dort musste er als sogenannter „Moorsoldat“ schwere körperliche Arbeiten verrichten, welche zu bleibenden gesundheitlichen Schäden führten.

Von Schulte selbst sind keine Zeugnisse über seine Haftzeit bekannt. Durch die Berichte von Mithäftlingen kann man sich jedoch ein Bild von den Umständen machen, denen auch Schulte während seiner Gefangenschaft ausgesetzt war.

Das Lager Kemna in Wuppertal gehörte zu den frühen Konzentrationslagern und bestand vom Juli 1933 bis zum 19. Januar 1934. In dieser Zeit durchliefen ca. 4.500 Gefangene, zum größten Teil politische Häftlinge, das Lager, welches man auf dem Gelände einer ehemaligen Putzwollfabrik errichtet hatte. Die Wachmannschaften, die sich aus Mitgliedern der lokalen SA zusammensetzten, führten dort unter der Leitung des SA-Führers Alfred Hilgers ein Terrorregime. Täglich waren die Gefangenen körperlicher und psychischer Folter ausgesetzt. Darunter schwere, wiederholte Misshandlungen, Nahrungsentzug, tagelanges einsperren einzelner Häftlinge in winzigen Räumlichkeiten sowie die Verabreichung von zusätzlich verunreinigten Salzheringen unter gleichzeitiger Verweigerung von Wasser.

Nachdem schon Anfang 1934 Gerüchte über die Zustände, unter denen die Insassen dort lebten, an die Öffentlichkeit gedrungen waren, kam es zu Ermittlungen gegen die Verantwortlichen, die jedoch im Sande verliefen.

Die Errichtung des KZ Neusustrum wurde bereits im Frühjahr 1933, als eines der ersten von insgesamt 15 der sogenannten Emslandlager, beschlossen. Auch dort waren willkürliche Brutalität und Folter bis hin zu Erschießungen an der Tagesordnung. Zudem wurden die Insassen zu schweren körperlichen Arbeiten herangezogen. Schon in einem Brief des preußischen Innenministeriums vom 22. Juni 1933 hieß es, das man vorhabe „die Häftlinge […] in einer Weise zu beschäftigen, die Werte für die Allgemeinheit schafft und damit zugleich dem Staat die Lasten der Unterhaltung ermäßigt und sie ihm schließlich ganz abnimmt. […] Bei der Berücksichtigung dieser Umstände lag es von vorneherein nahe, an die Beschäftigung der Häftlinge mit der Ödlandkultivierung zu denken.“2 Aus dieser Betätigung entstand der Name „Moorsoldaten“, wie sich die frühen politischen Gefangenen der Emslandlager selbst bezeichneten.


/ Deutsche Polizei, Januar 1956

Im Januar 1934, kurz nach seiner Entlassung aus der Schutzhaft, wurde Fritz Schulte im Rahmen des von den Nationalsozialisten verabschiedeten „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ offiziell aus dem Polizeidienst entlassen. Als Gründe wurden seine Zugehörigkeit zur SPD, seine gegnerische politische Einstellung, sowie die führende Betätigung im Schrader-Verband genannt. Um seine Familie zu ernähren, arbeitete er ab April für die Firma „Gowe Metallwaren A.G.“ mit Sitz in Düsseldorf als Reisevertreter. Im Februar 1940 wurde er erneut vom Militär einberufen und diente bis zum Ende des 2. Weltkrieges in der Kraftfahrzeug-Instandsetzungs- und Abschleppeinheit. Auch Schultes einziger Sohn Kurt Willi wurde zum Kriegsdienst herangezogen. Seit 1944 galt er als vermisst und ist vermutlich gefallen.

Schon im Oktober 1945 trat Fritz Schulte wieder in den Polizeidienst ein. Als Polizei-Oberleutnant kam er zum Schutzpolizei-Kommando Wuppertal. Dort fungierte er bis zum 31. Januar 1946 als Leiter des 7. Polizeireviers Wuppertal/ Barmen. Darauf folgte die Beförderung zum Oberinspektor und die Tätigkeit als Abschnittsleiter des Polizeiabschnitts West. Im Oktober desselben Jahres besuchte er einen 5-tägigen Lehrgang für höhere Polizei-Offiziere in Hamburg. Weitere Beförderungen folgten: 1947 wurde er zum Polizeirat und Stellvertretenden Polizeichef in Wuppertal: 1948 ernannte man ihn zum Polizeidirektor und am 21. November 1950 ernannte man ihn schließlich zum Chef der Wuppertaler Polizei.

Fritz Schulte beteiligte sich aktiv an dem Wiederaufbau der Polizeigewerkschaften nach dem 2. Weltkrieg. Am 22. Juli 1948 wurde der "Bund der Polizeibeamten des Landes Nordrhein-Westfalen" in Düsseldorf gegründet und Schulte zu dessen Vorsitzenden gewählt. Im Frühjahr des Jahres 1950 fanden erste Vorgespräche zwischen den Vertretern der neugegründeten Polizeibeamtenverbände der britischen Besatzungszone statt, die am 14. September 1950 zur Gründung der „Gewerkschaft der Polizei“ in Hamburg führten. Fritz Schulte wurde zum ersten Vorsitzenden der GdP gewählt.

Am 30. September 1954 schied Schulte nach Erreichen der Altersgrenze aus dem Polizeidienst aus. Die Annahme einer Ehrung in Form einer Urkunde, die ihm die Stadt Wuppertal für die langjährige Dienstzeit zukommen lassen wollte, verweigerte er.

In der Ruhestandsmeldung im Landesteil NRW der „Deutschen Polizei“ heißt es:



Leider gingen diese guten Wünsche nicht in Erfüllung. Kaum ein Jahr später am 15. Januar 1955 verstarb Fritz Schulte im Alter von 63 Jahren. Bis zu seinem Tod blieb er Vorsitzender der GdP und nahm aktiv an der gewerkschaftlichen Arbeit teil.


/ Deutsche Polizei, Januar 1956

Quellenangaben:

1 Beginn und Aufstieg. 10 Jahre Gewerkschaft der Polizei 1950-1960. Hamburg: Verlag deutsche Polizei, o. J.
2 Brief des Preußischen Ministers des Inneren an den Regierungspräsidenten in Osnabrück vom 22.06.1933 [StA Osnabrück.] ;zitiert nach Kosthorst S. 59-60
3 DEUTSCHE POLIZEI Jg. 1954, Heft 11, S. 3 Landesbezirksteil NRW


Quellen:

Gniesmer, Friedrich (1980): Der Weg zur und mit der GdP. In: A. Dietel (Hg.): Die deutsche Polizei. Ihre Geschichte, ihre Gewerkschaft, Daten, Fakten Meinungen ; 1950 - 1980 ; 30 Jahre Gewerkschaft der Polizei. Hilden.

Ibach, Karl (1981): Kemna. Wuppertaler Konzentrationslager ; 1933 - 1934. 1948. Aufl. Wuppertal: Hammer.

Kosthorst, Erich (1983): Konzentrations- und Strafgefangenenlager im Dritten Reich. Beispiel Emsland. Düsseldorf: Droste.


Beginn und Aufstieg. 10 Jahre Gewerkschaft der Polizei 1950-1960. Hamburg: Verlag deutsche Polizei, o. J.

DEUTSCHE POLIZEI Jg. 1954, Heft 11, S. 3 Landesbezirksteil NRW

Personalakte Schulte, Lebenslauf 31.07.1947

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