NRW-Polizisten helfen verletzten Kindern in den bolivianischen Anden
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Vor 25 Jahren, angeregt durch das erste Live-Aid Konzert von Bob Geldorf, entschlossen sich nordrhein-westfälische Polizisten in Mülheim a.d.R. auf privater Ebene ihren kleinen Beitrag zu leisten, die Leiden von Menschen in Not zu lindern. Seitdem animiert und koordiniert Frank Richter, heute Vorsitzender des Landesbezirks Nordrhein-Westfalen der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und Mitglied des geschäftsführenden GdP-Bundesvorstandes, die Aktivitäten seiner Kolleginnen und Kollegen, die ihre Hilfe auf ein Krankenhaus der bolivianischen Stadt Cochabamba konzentriert haben.
Jüdische Emigranten aus dem Nazi-Deutschland hatten sich dort nach dem Krieg für ihre Rettung und menschliche Aufnahme bei den Bolivianern bedanken wollen. Eine von ihnen, Eva Markus aus Breslau, kümmert sich nunmehr seit 70 Jahren um die kranken Kinder aus der Umgebung, die mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus aufgenommen werden.
Insbesondere sind es Brandverletzungen, hervorgerufen durch die häufigen Unfälle in den Wohnstätten der Menschen, in denen am offenen Feuer oder mit Gaskartuschen gekocht wird und Öllampen Licht spenden, aber oft genug die Hütten in Brand setzen. Eva Markus gründete auch ein Heim körperlich und geistig Behinderter und ist auch in ihrem hohen Alter heute das soziale Herz der Stadt. Mit Eva Markus verbindet Frank Richter eine tiefe Freundschaft. Viele Jahre transferierte er Spenden, gesammelt auf GdP-Veranstaltungen wie Skat-Turnieren oder Sitzungsgelder, die der Vorsitzende mit sanftem Druck seinen Vorstandskollegen abtrotzte. So erreichen seit vielen Jahren über die action medeor Hilfsgüter aus Kreisen der nordrhein-westfälischen Polizei ihren Bestimmungsort Cochabamba. | ||
Die Spende
Mit Hilfe der Kolleginnen und Kollegen der Kreispolizeibehörde Lippe, des Landrates und der dortigen Freiwilligen Feuerwehr konnte nun ein solcher Krankentransporter bereitgestellt werden. Er soll bald in Cochabamba helfen, vielen Kindern das Leben zu retten. Bis er sein Ziel erreicht, bedarf es noch vieler engagierter Helfer aus Institutionen und Unternehmen, um die finanziellen und bürokratischen Hürden zu nehmen.
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Bolivien verlor im Salpeterkrieg (1879–1883) große Teile des seit der Unabhängigkeit umstrittenen Territoriums mit Zugang zum Pazifik endgültig an Chile. Bestimmungshafen für den Transport des Fahrzeuges ist der chilenische Hafen Arica. Von dort muss der Krankentransporter eine mehrere hundert Kilometer lange beschwerliche Strecke bis nach Cochabamba in den östlichen Anden überwinden.
Die Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts Gesellschaft KG (Hamburg Süd) Hamburger Reederei Hamburg Süd, einer der bedeutendsten Carrier im Nord-Süd-Verkehr mit umfassenden Know-how in den Zielgebieten mit ihrem Partner Columbus Logistics Services GmbH (CLS), kalkulierte nicht nur einen günstigen Schiffstransport nach Arica, sondern fand auch eine Lösung für den Landtransport nach Cochabamba.
Der Sponsor
Der Essener Industriekonzern Evonik Industries AG – tätig in den GeschäftsfeldernChemie, Energie und Immobilien – erklärte sich bereit, die Transportkosten für den Rettungswagen zu übernehmen.
Die Hilfsorganisation
Als größte zu überwindende Hürde erwiesen sich die Zoll-, Export- und Importbestimmungen. Insbesondere die Erlangung einer Zollbefreiungserklärung für die bolivianische Zollbehörde habe, so die Ratschläge aus diplomatischen Kreisen in Berlin, nur eine Chance, wenn eine große, auch in Bolivien anerkannte Hilfsorganisation sich dem Projekt annehmen könnte. Die action medeor das größte Medikamenten-Hilfswerk Europas mit Sitz in Tönisvorst am Niederrhein steht hier der Gewerkschaft der Polizei zur Seite. Mitte Dezember soll der Transporter in Bremerhaven für den Schiffstransport vorbereitet werden.